Borderline-Störung
 

Gestörte Individualität

Jeder Mensch lernt im zweiten und dritten Jahr seines Lebens, daß er ein eigenes Individuum ist. Man wird sich seines Körpers und seines eigenen Willens bewusst.

Das Kind lernt, daß es unabhängig und getrennt von allen anderen ist, aber auch in Beziehung zu anderen steht und auf sie angewiesen ist. Das Kind lernt, daß es sich Forderungen anderer widersetzen kann. Ein Anzeichen dafür ist zum Beispiel, daß Kinder, die ungefähr zwei Jahre alt sind, sich auf Fotos selbst wiedererkennen, daß sie über sich selbst reden und daß sie in die sogenannte Trotzphase kommen.

Kinder in diesem Alter haben das Bedürfnis, ihr eigenes Ich zu erforschen und ihre eigenen und von den Eltern gesetzten Grenzen zu erweitern.

Damit diese Wandlung auf gesunde Weise durchgeführt werden kann, bedarf es jedoch die Unterstützung der Eltern und anderer Bezugspersonen. Ist diese Unterstützung nicht gegeben, so können Störungen auftreten.

Ein gesundes Ich-Gefühl bedeutet:

  • Man lernt, alleine zu sein
  • Man erträgt Angst
  • Man erträgt Schuld
  • Man kann sich in andere einfühlen
  • Man erkennt seine eigenen Interessen
  • Die Realität wird besser erkannt
  • Man verträgt mehr Stress
  • Man kann Störungen von außen besser verarbeiten
  • Man entwickelt ein gesundes Gefühl zu seinem eigenen Körper

Gerade Störungen in dieser frühen Zeit der Kindheit (deswegen frühe Störung) legen den Grundstein zu einer Borderline-Erkrankung.

Eltern, die ihre Kinder nicht unterstützen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, zum Beispiel durch Liebesentzug, durch Strafe oder durch übertriebenes Belohnen und Beschützen, laufen Gefahr, daß ihr Kind eine psychische Störung davonträgt.

Besonders wichtig ist, daß in diesem Lebensabschnitt Kinder schon durch kleinste Drohungen, die geäußert oder angedeutet werden, die Angst aufkommen lässt, daß sie verlassen werden könnten. Und gerade diese Angst vor dem Verlassenwerden löscht die Entwicklung des Selbstgefühls schnell aus. Kinder geraten in einen Konflikt mit sich selbst. Zum einen möchten sie Ihre eigene Persönlichkeit erweitern, zum anderen haben sie Angst, daß durch dieses Erweitern der Persönlichkeit die Liebe der Eltern verloren geht. Da Kinder jedoch wissen, daß sie wenigstens auf einen Elternteil angewiesen sind, unterdrücken sie ihre eigene Persönlichkeit.

Traumatische Erfahrungen
Eine weitere Ursache für eine spätere Borderline-Störung kann das sogenannte Abspalten sein.
Erlebt ein Kind tagtäglich Gewalt, Streit, Chaos, Kontrolle, die Folgen einer Trennung oder auch zu starkes Behüten, so wird ein Abwehrmechanismus aktiviert, den man Abspaltung nennt. Das bedeutet, daß das Kind diese negativen Faktoren ausblendet, da es ja weiß, daß es trotz der negativen Umgebung auf seine Eltern angewiesen ist, um überleben zu können. Um auch emotional in dieser Umgebung überleben zu können, blendet das Kind die negativen Faktoren komplett aus, sieht nur noch die guten Seiten der eigentlich kaputten Familie. Zusätzlich hat es jedoch Angst oder auch Wut in sich, was ein Kind alleine jedoch noch nicht richtig verarbeiten kann.

Dieser psychische Trick der Abspaltung hat jedoch auch einen entscheidenden Nachteil: die Entwicklung des Selbstgefühls verläuft nicht richtig. Das Kind lernt es nie, eine richtige Gewichtung von Gut und Schlecht zu entwickeln, weil das Schlechte immer ausgeblendet wird und alles was übrig bleibt automatisch gut ist.

 

 


 

 

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